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09.11.2022

Katholische Paare: Zur Ehe berufen

Ehevorbereitung evaluieren – empirisch und im Vergleich zu Angeboten auf allen anderen Kontinenten

Studie im Auftrag der Bischöfe von Eichstätt, Passau und Regensburg vorgestellt. - Foto: Wächter

Ehevorbereitung evaluieren – empirisch und im Vergleich zu Angeboten auf allen anderen Kontinenten: Das Forschungsteam der Universität Regensburg und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt hatte sich in den letzten drei Jahren mit dem Projekt „Zur Ehe berufen“ viel vorgenommen. Die drei Bischöfe Gregor Maria Hanke aus Eichstätt, Dr. Rudolf Voderholzer aus Regensburg und Dr. Stefan Oster aus Passau hatten das Projekt beim Regensburger Lehrstuhl für katholische Moraltheologie in Auftrag gegeben. In Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut für Ehe und Familie in der Gesellschaft (ZFG) der KU Eichstätt-Ingolstadt wurden in den drei Bistümern insgesamt 1.567 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kirchlicher Ehevorbereitungskurse befragt. Im Schnitt waren die Befragten 30 Jahre alt und lebten zum Kurszeitpunkt seit mehr als sechs Jahren mit der zukünftigen Ehepartnerin oder dem zukünftigen Ehepartner, gute drei Jahre davon im gemeinsamen Haushalt. Bei einer zweitägigen Konferenz in Regensburg wurden nun die Ergebnisse präsentiert. 

Projektleiter Prof. Dr. Rupert Scheule, Inhaber des Regensburger Lehrstuhls für Moraltheologie, konnte zum Auftakt der Tagung nicht nur die drei Bischöfe Hanke, Oster und Voderholzer als Initiatoren des Projekts begrüßen, sondern auch zahlreiche Priester und Verantwortliche für die Ehevorbereitung aus den drei Nachbardiözesen. Wie Prof. Dr. Klaus Stüwe und Dr. Veronika Hecht vom ZFG der KU Eichstätt-Ingolstadt darstellten, ist die Ehevorbereitung weit besser als ihr vielfach angeführter Ruf. 

Weiterempfehlungen

Obwohl etwa die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Besuch verpflichtet war oder ihnen dieser wenigstens angeraten wurde, hat die Ehevorbereitung in den drei Bistümern in den Augen der Brautleute hohe Qualität. Im Rahmen der Befragung geben mehr als 60 Prozent an, sie würden die Kursewieder besuchen oder gar weiter-empfehlen. „Das sind eigentlich Traumwerte“, so Scheule. Thema, mit dem die Menschen weniger anfangen könnten, als man sich das theologisch wünsche. Die Themen „Kommunikation“ und „Beziehungsqualität“ seien ihnen wichtiger und wirkten auch noch lange nach, wie ebenfalls erhoben wurde. Auch die Heiligung des Alltags oder die Sexualität in der Ehe – Themen, die kirchlich sehr wichtig erscheinen – sind bei den knapp über 1.500 Befragten weit weniger nachgefragt als etwa ein gutes Auskommen in der Beziehung oder die Gestaltung des Traugottesdienstes. Diese Ergebnisse konnten durch die Online-Erhebungen der digitalen Kurse, die von Andreas Dandorfer vom Bistum Regensburg vorgestellt wurden, sowie durch die vertieften Interviews mit ausgewählten Brautleuten bestätigt werden. Experten-Interviews mit Leitern von Ehevorbereitungskursen aus Nord- und Süd-amerika, Asien und Afrika sowie aus dem europäischen Ausland belegten freilich, dass sich die Probleme weltweit ähneln.

Nachdem Prof. Dr. Katharina Karl von der KU Eichstätt-Ingolstadt, Prof. Dr. Martin Linter von der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen, Prof. Dr. Annemie Dillen von der Katholischen Universität Löwen sowie Dr. Jaroslaw Kozak von der Katholischen Universität Lublin zu den Ergebnissen theologische Deutungen geliefert hatten, kamen die wissenschaftlichen Expertinnen und Experten mit den drei Bischöfen zu einer Podiumsdiskussion zusammen. Der Passauer Bischof Oster zeigte sich dankbar für die Projektergebnisse und lobte die harte Arbeit der Kursleiter, jedoch sei die Kirche „mit ihrem Anspruch immer weiter runtergegangen“. Der Eichstätter Bischof Hanke sprach sich für vertiefende Modelle aus, wie sie als mehrmonatiges Ehekatechumenat etwa in Italien oder Polen angeboten werden. Den Menschen müsse nach den Kursen klar sein, was sakramentale Ehe bedeute. „Wir müssen Erfahrungsräume anbieten, damit diese existenzielle Entscheidung bewusst werden kann“, forderte Hanke. 

Pilotprojekt gewürdigt

Am zweiten Tag stellten die jeweiligen Verantwortlichen der Diözesen die unterschiedlichen Modelle der Ehevorbereitung vor. So gibt es von Seminartagen, Abendkursen über Wochenenden mit Besuch eines Kletterparks bis hin zu reinen Online-Angeboten eine breite Vielfalt an Ehevorbereitung in den Diözesen. Der Regensburger Oberhirte Voderholzer würdigte abschließend das große Engagement in der Ehevorbereitung wie auch die Vielschichtigkeit des Forschungsprojekts. So etwas gebe es weltweit nicht, da dürfe man gespannt sein auf Diskussionen. 

Simon Heimerl/vl


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