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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

04.11.2016

Wir glauben an den Gott des Lebens

Gott ist ein Gott der Lebenden und nicht der Toten. Dieser Satz des Lukasevangeliums gibt zu denken. Er wird gerne zitiert bei Beerdigungen, also dann wenn wir einen lieben Menschen verloren haben. In diesem Satz drücken sich unsere Hoffnung und unser Glaube aus, dass Gott die Macht hat über den Tod. Der Tod hat nicht das letzte Wort, es gibt die Auferstehung und es gibt ein Leben nach dem Tod. Gott will nicht den Tod, sondern er will das Leben. Allerdings geht es Jesus nicht nur um die Auferstehung nach dem tatsächlichen physischen Lebensende eines Menschen. Auferstehung meint mehr und ist nicht auf einen solchen Zeitpunkt beschränkt.

Gott ist kein Gott von Toten, sondern von Lebenden! Dieser Glaubenssatz gilt uns – hier und jetzt, heute. Da schließt sich schnell die Frage an: Glauben wir an diesen Gott des Lebens? Leben wir wirklich? Eine dumme Frage, so scheint es. Oder vielleicht auch: Eine Frage, die nur jemand stellen kann, der nicht mit Problemen von Krankheit und Tod, von Leid und Elend, von bitterer Armut direkt betroffen ist. Das stimmt natürlich. Wer mit den harten Realitäten des Lebens konfrontiert ist, macht sich Sorgen um das Überleben und nicht darum, ob er wirklich lebt. Und doch ist das Problem eines wirklichen Lebens nicht nur philosophischer Art, sondern bedrängt sehr viele Menschen in unserem Land. Bekannt ist ja schon lange, dass zum Beispiel die psychische Krankheit der Depression vor allem Menschen in den reichen Industrienationen befällt. Eine Krankheit der tiefen inneren Traurigkeit und Niedergeschlagenheit, einhergehend mit einem Verlust der Lebensfreude. Zum Glück kann diese Krankheit heute medikamentös gut behandelt werden.

Im Grunde ist dieses inzwischen weit verbreitete Leiden auch ein Anzeichen dafür, dass Wohlstand nicht ausreicht zum Leben. Zum wirklichen Leben. Wirkliches Leben vollzieht sich nur dort, wo etwas Bestand hat über den Tod hinaus. Eine Ahnung von einem solchen Bestand bekommen wir in der Erfahrung von Liebe, von innerem Frieden, von Schönheit und Glück, von Wahrheit. Solche Erfahrungen können wir selbst in äußersten Grenzsituationen machen, in Schmerz und auch in Krankheit. Dann erkennen wir, dass alles vergeht, was wir uns mühsam erarbeitet haben. Kein Erfolg, keine Leistung, kein Ansehen ist von unendlicher Dauer. Die Erfahrung von echter Liebe und von aufrichtiger Freundschaft aber trägt in sich einen Kern von Ewigkeit, der unserem kleinen Leben Kraft und Dauer verleiht.

Unser Glaube schenkt uns ein Bewusstsein von diesem wirklichen Leben. Es beginnt schon hier, in Momenten der Auferstehung mitten in unserem jetzigen Dasein. Wir glauben an den Gott Jesu, der gestorben und auferstanden ist und der unter uns lebt, wo immer wir uns um ihn versammeln. Er schenkt uns Worte, die unser kleines Leben groß und wunderbar machen. Diese Worte erschallen jedoch nicht auf der großen Bühne, die für manche die Welt bedeuten. Diese Worte erklingen auf der Hintertreppe der Weltbühne in einer Melodie von ungeschönter Absolutheit.

Dr. Bettina-Sophia Karwath, Kirchenzeitung vom 06.11.2016

Dr. Bettina-Sophia Karwath wurde 1966 in Nürnberg geboren.  Sie studierte in Bamberg, Rom und Würzburg Theologie, Philosophie und Psychologie und promovierte sich mit einer Arbeit über Simone Weil. Sie war Lehrbeauftragte an der Uni Würzburg, Religionslehrerin und kennt die katholische Verbandsarbeit durch ihre Tätigkeit beim kfd. Bevor sie in diesem Jahr Theologische Referentin im diözesanen Tagungshaus Schloss Hirschberg wurde, war sie acht Jahre lang wissenschaftliche Mitarbeiterin am "Lehrhaus für Psychologie und Spiritualität" in Marktheidenfeld.

Lesungen zum 32. Sonntag im Jahreskreis am 6. November 2016

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